Die intellektuelle Vielfalt des de14 ist ungefähr zwei Themen land und eineinhalb Standpunkte breit. Wenn sich ein erwartungsvoller Schüler darauf niederläßt - gierig und gegen die Konvention - klebt er fest. Er gibt sich Haltung und sammelt Kraft und Überlegung. Nach wenigen Stunden ist er entschlossen und versucht, dem Unterricht neue Impulse zu geben. Diskussionen anzuregen, Barrieren aufzubrechen. Er führt diese wütende Handlung solange durch, bis die Erschöpfung ihn zum Einhalten zwingt. Es folgt eine Atempause, ein neuer Versuch, schließlich Restlosigkeit. Dann kommt der immer gleich seltsame Augenblick, wo das Bedürfnis einer gegenwärtigen Stunde über alle mächtigen Dauergefühle des Daseins siegt. Er hält sich nicht mehr mit aller Kraft ab von der Gleichgültigkeit, er sinkt ein weinig ein und ist in diesem Augenblick ganz menschlich. Sofort wird er an einer neuen Stelle gefaßt, seiner Ehre, seiner Hoffnung oder am Ende eines Flügels. Jetzt liegt er mit gestreckten Hinterbeinen auf den Ellenbogen gestemmt und sucht sich zu heben. Oder er liegt auf dem Bauch, mit Kopf und Armen voraus, wie im Lauf gefallen, und hält nur noch das Gesicht hoch. Immer aber ist der Feind bloß passiv und gewinnt bloß von seinen verzweifelten, verwirrten Augenblicken. Ein Nicht, ein Es zieht in ihn hinein. So langsam, daß man dem kaum zu folgen vermag, und meist mit einer jähen Beschleunigung am Ende, wenn der letzte innere Zusammenbruch über ihn kommt. Er läßt sich dann plötzlich fallen, nach vorne aufs Gesicht, in geistige Starre oder in Abwesenheit. So liegt er da. So liegen sie da. Wie gestürzte Helden. Oder wie krepierte Pferde. Oder mit unendlichen Gebärden der Verzweiflung. Oder wie Schläfer. Noch im nächsten Jahr wacht manchmal einer auf, tastet eine Weile mit dem Ohr oder schwirrt mit dem Mund. Manchmal geht solch eine Bewegung durch das ganze Zimmer, dann sinken sie alle noch ein wenig tiefer in den Gleichmut. Und nur an der Seite des Kurszimmers, knapp unterhalb der Decke, ist ein ganz kleines, rechteckiges Organ, das lebt ewig. Es läutet ein und aus, wird leicht übersehen, und ist doch der Puls des Hebelherzens, der die Zeit in Stücke teilt und auch de14 zu Ende gehen ließ.
Holger Maas ("Plagiat !", schrie ein kleiner Inder)
P.S.: Herr Staats, an Ihnen lag es wirklich nicht. Sie sind einer der wenigen Lehrer, die fachlich und menschlich okay sind, humorvoll, wohltuend anders. Das zeigten schon die Studienfahrt nach Prag und die zahlreichen Kurstreffen. Leider spaltete sich de14 schon recht bald in zwei Hälften, die eifrige und die desinteressierte, die brabbelnde und die schweigende, die lächelnde und die grinsende, die helle und die dunkle Hälfte. Folgerichtig, daß es auch zwei Abi-Artikel geben muß ! Wir fühlten uns immer ein weinig unterfordert, thematisch irregeleitet, geistig festgeklebt (von unserem "Papier-Er-Eignis" wollen wir hier gar nicht sprechen !). Wir resignierten schnell, auch wenn es uns manchmal leid tat, Ihnen bei Ihrem (vergeblichen) Kampf gegen die Banalität und Oberflächlichkeit zuzusehen. Leider war mit diesem Kurs einfach kein Staat zu machen.
Herr Staats, wir wünschen Ihnen alles Gute und Kurse, die besser zusammen und zu Ihnen passen !
Ihre DUNKLE HÄLFTE